Anfänger-Likör-leicht


Immer wieder fragen hier Anfänger nach "leichten", also einfach zu machenden Likören und fast immer werden die Klassiker Engelchenlikör, Gockelsperma usw empfohlen. Daran ist ja nichts falsch. Aber Ansätze sind meiner Meinung nach mindestens genauso einfach, die meisten trauen sich nur nicht.
Im Folgenden möchte ich anhand meines Beerenlikörs aufzeigen, wie einfach Ansätze (oder auch Mazerationen) sind und dazu vielleicht dem ein oder anderen den letzten Stups geben, es auch einmal zu versuchen.
Das hier soll auf keinen Fall die Basics ersetzen, die sollte man sich nämlich vorher mal durchlesen, da wurde viel Zeit und Mühe investiert!
Basics
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Rezept Beerenlikör:
500g Tiefkühl-Beeren
400g Zucker
1 Vanilleschote
1 Flasche Vodka

Bitte kauft den Vodka, der euch schmeckt. Das kann der billigste sein oder ein teurer. Bei Likören gilt: Erlaubt ist, was EUCH schmeckt. Wichtig: Qualität hängt oft (nicht immer) vom Preis ab. Wenn ihr nicht wisst, welchen ihr nehmen sollt, fragt nach, da einige/viele billigere Sorten einen nicht wünschenswerten Nachgeschmack haben. Aufpassen, viele ausländische Vodkas sind extra „flavoured“ (Geschmackszugabe).
So, beginnen wir mit dem Ansetzen.
Sucht euch ein Glasgefäß mit etwa 1,5l Volumen. Entweder ein großes Einmachglas oder, wenn ihr keins zuhause habt und nicht gleich eines kaufen gehen wollt, Saftflaschen mit großer Öffnung. Leertrinken, Likör ansetzen und danach wieder abgeben. Oder ihr behaltet sie, weil ihr noch mehr Likör machen wollt...
Der erste Schritt ist also ganz einfach:
Die Beeren unaufgetaut in die Flasche geben, Zucker hinterher, Vodka hinterher. Die Vanilleschote längs halbieren, auskratzen und alles mit in den Likör geben.
Und jetzt heißt es warten.
Die Flaschen stellt man am besten ans Fensterbrett, auf die Küchenzeile oder oder... und dann einmal täglich schütteln, bis sich der Zucker schön aufgelöst hat. Nach ca. 4 Wochen ist der Likör fertig. Wichtig: Nicht schon nach 2 Tagen probieren und sich wundern, dass er nicht schmeckt. Ansätze und Mazerationen brauchen vor allem eines: Geduld und Zeit.
Sind die 4 Wochen Wartezeit (es macht auch nicht, wenn es 6 Wochen oder mehr werden, nur bei Kräuterlikören sollte man sich an die Mindestzeit halten, da sie sonst bitter werden können) um, geht es an Schritt zwei, das Abschmecken und Filtern.
Jetzt solltet ihr nämlich probieren! Ist der Likör noch nicht süß genug, könnt ihr entweder eine kleine Menge Zucker hinzu geben oder später mit Läuterzucker süßen. Gebt ihr jetzt Zucker hinzu, Flasche wieder verschließen, schütteln und weiter warten. Wollt ihr mit flüssigen Zucker süßen, mache ich das nach dem groben Filtern des Likörs. Dann filtere ich ihn fertig und anschließend muss er nochmal ca. 1 Woche ziehen. Sollte dem Likör noch viel an Süße fehlen, lieber Zucker hinzugeben und warten, da eine übermäßige Zugabe von Läuterzucker die Prozente und damit die Haltbarkeit heruntersetzt. Ein Rezept für Läuterzucker findet man unter Punkt zwei der Basics.
Unverdünnter Likör, der nur aus Zucker, Früchten und in meinem Fall, Vodka besteht, ist meistens recht "knallig", da man zwar die Prozente nicht schmeckt, aber die Liköre vom Alkoholanteil nur wenig unter dem des verwendeten Ansatzproduktes liegen.
Als erstes nehmt ihr einen großen Küchensieb und filtert damit die Früchte vom Likör ab. Entweder ihr drückt die Früchte sorgfältig aus, um den Rest Likör aus ihnen rauszuquetschen, oder man verwendet sie anderweitig weiter. Das soll hier aber nicht das Thema sein. Danach filter ich meine Liköre meist noch durch ein kleines, feineres Sieb. Alles, was jetzt schon weggefiltert wird, verstopft nachher nicht den Filter!
Wenn wir also mit dem grob filtern fertig sind, geht es darum, den Likör am besten komplett klar zu bekommen. Allerdings sei hinzugesagt, dass das Likörfiltern eine Glaubenssache ist. Wer es ästhetisch rein mag, filtert ihn komplett, allerdings kann es sein, dass mit den Schwebeteilchen auch ein Teil des Geschmackes verloren geht. (Aber man kann ja zwischendurch probieren *gg*)
Die Methode, nach der die meisten filtern und die auch relativ einfach ist, ist die Wattepad-Methode:

Filteranleitung
Dazu drückt man drei Abschminkpads auf den kleinen Sieb eines Benzintrichters ( gibts für 1€ zB bei Tedi und lässt seinen Likör vorsichtig auf die Pads laufen, bis sie durchweicht sind, dann den Rest des Likörs in den Filter. Wichtig ist, dass ihr in ein großes Glas oder Flasche filtert, damit die Luft entweichen kann.
Eine ebenfalls einfache Methode ist das Filtern durch Küchentücher. Einfach einen Trichter nehmen, ein Küchentuch/Zewa hineinlegen und filtern.
Wenn nichts mehr oder nur noch sehr wenig durch die Filter tropft, den Filter über eine Schüssel geben und die Pads/das Küchentuch zu entfernen. Warum über eine Schüssel? Sollte sich noch Likör im Filter befinden, flutscht der beim Entfernen der Pads ungefiltert durch. Küchentücher reißen beim falschen Behandeln schnell. Dann einfach austauschen, Likör drüber und weiter gehts. Ich drücke die Pads/das Küchentuch noch vorsichtig aus und gebe die Flüssigkeit wieder zum Likör. Nicht komplett ausdrücken, da sonst das Weggefilterte wieder im Likör ist und wieder den Filter verstopft!
Normalerweise sollten sich nach Ende des Filterns nur noch sehr wenige Schwebeteilchen im Likör befinden. Wenn er also noch nicht klar ist, einfach nochmal filtern. Manche Liköre, wie z.B. Banane, erfordern mehr Filterarbeit, als andere. Aber mit Geduld schafft man eigentlich immer ein gutes Ergebnis! Es dauert zwar einige Zeit, aber man braucht ja nicht die ganze Zeit daneben stehen und es reicht, wenn man hin und wieder nachschüttet „smile“-Emoticon
Der Likör ist fertig gefiltert? Sollte man nicht mehr nachgesüßt haben, kann man ihn nun in Ruhe genießen.
Viele, viele Rezepte findet man im Verzeichnis
Das große Verzeichnis
Leider steht bei den wenigsten darunter, ob der Likör gelungen ist oder nicht. Am Einfachsten ist es also, Rezepte zu nehmen, die auf der Pinnwand bereits als gelungen deklariert wurden. Dann kann fast nichts schief gehen
Wenn ihr Fragen habt oder euch nicht ganz sicher seid, helfen die Basics bei allen Standardfragen. Sollte dennoch etwas unklar sein, vorher fragen! Ich glaube, es gibt fast nichts, was die Gruppe nicht beantworten kann.
So, ich hoffe, ich habe vielleicht den ein oder anderen dazu gebracht, auch einmal einen Angesetzten zu versuchen. Für Mazerationen, die ja ziemlich ähnlich sind, bitte ein Blick in die Basics. Der Grundablauf stimmt aber hier mit dem Angesetzten überein, außer, dass eine Mazeration unbedingt mit Läuterzucker verdünnt werden muss, da der sehr hohe Alkoholgehalt gesundheitsgefährlich ist.
Viel Spaß und liebe Grüße, Anna